Samstag, 6. Februar 2010

Der Streit um den Islam



Ein interessanter Artikel der Zeit über die in Deutschland herschende Islam-Debatte. Ich denke, die im Artikel so bezeichnete Dauerverdächtigung liegt vor allem daran, dass es kaum offizielle muslimische Verbände gibt, die sich ausdrücklich vom Islamismus distanzieren. Die muslimische Öffentlichkeit ist zu heterogen, für gemeinsame Stellungnahmen, was sehr bedauernswert ist. Ich habe im letzten Jahr eine Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde besucht.
Diese versteht sich als ein Reformbewegung im Islam, die sich deutlich vom Islamismus distanziert, Frauen die gleichen Rechte wie Männern zuschreibt (, auch wenn die Gebetsräume immer noch getrennt sind und die Frauen aus freien Stücken ihr Kopftuch in der Moschee tragen) und für die Trennung von Staat und Religion ist. Der Dialog war sehr konstruktiv und der Sprecher der Gemeinde und ich sind insofern auf einen Nenner gekommen, dass Abschottung voneinander zu nichts führt und miteinander gesprochen werden muss.
Menschen mit islamischem Hintergrund sind ein Teil Deutschlands und es bringt niemandem etwas, wenn man aneinander vorbeilebt. Ich fordere sowohl Integrationswillen, wie auch die Anerkennung der deutschen Gesetze von den islamischen Menschen in diesem Land, aber ebenso von der Politik die Abschaffung der Hürden, die vor allem Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu früh aus dem Bildungssystem aussiebt und auf das Abstellgleis Hauptschule verfrachtet. Die Integration wird erst gelingen, wenn sich in Deutschland ein islamisches Bildungsbürgertum entwickeln kann und sich niemand mehr auf Grund seiner Abstammung oder Religion benachteiligt fühlen kann.

Islamkritik
Der Streit um den Islam

Die Grenzen der Toleranz: Warum in der hysterisch geführten Debatte derzeit so viel Verwirrung herrscht


Wie viel öffentliche Dauerempörung braucht der Westen über einen gewalttätigen Islam, um als glaubwürdiger Verteidiger seiner Freiheiten zu gelten? War es schon ein Zeichen von gefährlichem Appeasement, dass der versuchte Anschlag auf den dänischen Mohammed-Karikaturisten eher resignativ hingenommen wurde – als etwas, das seit der berüchtigten Fatwa gegen Salman Rushdie zu den bekannten Bedrohungen gerechnet werden muss? Manche Zeitgenossen sehen den Westen so: auf dem Weg zu einer feigen Anpassung an eine kriegerische Religion, die langsam, aber sicher seine Freiheiten terroristisch untergraben wird.
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Man kann aber auch umgekehrt fragen: Wie viel Dauerverdächtigung einer Weltreligion, die neben dem Terror noch viele andere Gesichter hat, kann sich der Westen leisten, ohne seine Freiheiten selbst zu untergraben, zu denen schließlich auch die Religionsfreiheit gehört? Denn zu dem Angebot, das der Westen der Welt und die westlichen Staaten in ihren Verfassungen dem Bürger machen, gehört nun einmal, dass seine Freiheiten universell gelten sollen, nicht nur dem Angehörigen der eigenen, ursprünglich christlich geprägten Kultur, sondern jedem, der sich an Recht und Gesetze hält. Auch diese Position hat ihre erregten Verteidiger, die in der Dauerkritik am Islam eine Gefahr für die Integrationsfähigkeit des Westens sehen und übrigens auch für die Glaubwürdigkeit seiner Einladung an die Welt, die westlichen Freiheiten zu übernehmen.

Islam und Islamismus dürfen nicht verwechselt werden

Der Streit, der hierzulande unter anderem zwischen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Keine Feigheit vor dem Feind!) und der Süddeutschen Zeitung (Kein Feindbild schaffen!) tobt, ist vor allem ein Kampf der Befürchtungen: Was ist schlimmer, den Islam zu verharmlosen oder ihn zu verteufeln? Es liegt auf der Hand, dass der Streit auf dieser Ebene, die vor allem eine des persönlichen Lebensgefühls ist, nicht entschieden werden kann. Es liegt ebenfalls auf der Hand, dass man prominenten Islamkritikern wie Necla Kelek, die selbst der islamischen Welt entstammen, keine westliche Arroganz unterstellen kann. Sie verfügen über Kenntnisse und mitunter schreckliche Erfahrungen, gegenüber denen eine Haltung religiöser Toleranz einzuklagen seltsam unangemessen ist. Wenn sie meinen, dass der liberale Deutsche nicht einmal ahne, was sich in seiner Nachbarschaft unter islamischen Einwanderern abspiele, dann ist dies zunächst zu akzeptieren. Im Übrigen muss man nur in die Türkei reisen, um nicht nur von Kemalisten, sondern auch von aufgeklärten Gläubigen zu hören, wie bedrohlich sie ein Vordringen des Islamismus sehen.

Und schließlich: Gerade der offene Austausch solcher Befürchtungen ist der beste Beweis für die unangefochtene Praxis westlicher Meinungsfreiheit. Allerdings sollte die Debatte von Unterstellungen frei bleiben; keiner, der die Konstruktion eines islamischen Feindbildes fürchtet, hat jemals Sympathie für Gewalttäter geäußert oder gar die Bereitschaft zur vorauseilenden Unterwerfung unter die Scharia zu erkennen gegeben. Vielleicht empfiehlt es sich, die Internetseite »Achse des Guten«, die besonders großzügig mit solchen Unterstellungen arbeitet, aus der Debatte herauszuhalten. Sie hat sich eher als Achse des Bösen gezeigt. Sie ist nicht an Aufklärung interessiert, sondern will den Westen in eine dem Islamismus analoge Hassposition emporpeitschen. Indes: Die Barbarei mit den Mitteln der Barbarei zu bekämpfen ist keine Option für den Westen. Sie würde seinen Anspruch auf menschenfreundliche Überlegenheit ruinieren.

Die entscheidende Frage lautet: Wie viel Gleichsetzung des Islams mit dem Islamismus verträgt die Debatte? Man darf zwar den Verdacht hegen, dass dem Islam ein Keim zur gewalttätigen Entgrenzung innewohnt – aber man darf nicht jedem einzelnen Gläubigen die nämliche Tendenz unterstellen. Es widerspricht jedem Grundsatz unserer Verfassung, von Rechtsstaat und freiheitlichem Menschenbild, einem Individuum ohne Ansehen der Person eine kollektive Identität oder gar Kollektivverantwortung unterzuschieben. Einen Muslim allein schon seines Glaubens halber als potenziellen Attentäter zu betrachten entspricht der Haltung, mit der seinerzeit alle Sinti und Roma für Diebe gehalten wurden. Es ist die Logik des Rassismus.

Es ist ja auch glücklich die Zeit überwunden, in der protestantische Gesellschaften dazu neigten, jedem einzelnen Katholiken alle historischen Verfehlungen oder aktuellen Haltungen des Vatikans schuldhaft anzulasten. Übrigens ist der Katholizismus ein gutes Stichwort: Der amerikanische Religionssoziologe José Casanova hat kürzlich in einem Büchlein die Verwandtschaft zwischen aktueller Islamfeindlichkeit und historischer Katholikendiskriminierung vorgeführt. Alles, was heute dem Islam zugeschrieben wird – das autoritäre Menschenbild, die Demokratieuntauglichkeit, die Missachtung individueller Freiheit und die Unterdrückung der Frau –, wurde im Amerika des 19. Jahrhunderts den Katholiken zugeschrieben. Sie galten als Gefahr für Gesellschaft und Staat. Ihre Loyalität stand stets infrage, sie wurden verfolgt und diskriminiert. Das ging so, mit langsamer Abschwächung, bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

Unabhängig davon, ob die antikatholischen Verdächtigungen jemals zu Recht bestanden, zeigt das Beispiel vor allem eines: dass sich das Bild einer Konfession im Laufe der Zeit wandelt. Nichts ist für ewig. Einmal unterstellt, wir hätten ein Interesse daran, dass sich der Islam unserer Gesellschaft, unserer Demokratie, unseren Vorstellungen von Geschlechtergleichheit anpassen möge – und wir wären gut beraten, dieses Interesse zu haben –, dann sollten wir nicht versuchen, den Islam auf ein unwandelbar autoritäres Erscheinungsbild festzulegen. Wir sollten im Gegenteil nach den besonderen aktuellen Bedingungen forschen, unter denen er noch oder vielleicht gerade jetzt Gewalt freisetzt.

Das heißt: Wir müssen den Islam verstehen. Nichts ist törichter, als die Verweigerung von Verständnis für einen Ausweis von Stärke zu halten oder für eine Bedingung der kämpferischen Verteidigung des Westens. Wenn es etwas gibt, womit der Westen stets seine Stärke bewiesen hat, dann in der Fähigkeit, auch zu Zeiten der Bedrohung das Fremde analytisch durchleuchten zu können. Mit Angst ist keine Überlegenheit zu demonstrieren.

Das heißt aber nicht: Toleranz gegenüber der Intoleranz zu zeigen. Wir müssen und dürfen keine Verstöße gegen unsere Rechtsordnung dulden und auch nicht das Ausgreifen einer Religion auf Felder der Öffentlichkeit, das über das Maß hinausgeht, das anderen Religionen auch zugebilligt wird. Wo Kirchen sind, dürfen auch Moscheen sein. Aber wo Kruzifixe nicht hängen sollen, kann auch kein Kopftuch getragen werden.

Es mag schon sein, das diese oder andere unserer Selbstverständlichkeiten (so auch das Verbot von Zwangsheiraten und dergleichen) dem Islam, zumindest in der Auslegung mancher Muslime, zuwiderlaufen. Aber das sollte uns nicht zu einem Generalverdacht gegen ihre Religion verleiten oder gar zu dem Wunsch, muslimische Einwanderer hinauszuekeln. Jedoch: Sollte sich der eine oder andere durch unsere Gesellschaftsordnung in seiner Glaubenspraxis empfindlich behindert fühlen, bleibt es ihm unbenommen, ein anderes Land zu suchen. Auch dies ist die Freiheit des Westens.

Quelle

Donnerstag, 4. Februar 2010

Iran Provoziert Mit Raketen


Hoffen wir, dass die Revolution kommt.

Neue Gesetze für neue Technologien


Interessanter Beitrag. Lang lebe das Internet!

Mittwoch, 3. Februar 2010

Ahmadinedschad droht dem Westen mit Gewalt


Wie es aussieht will der kleine Mahmuod ein Militärmanöver abhalten. Ich bin gespannt, was passieren wird. Wenn ich mich recht erinnere, kann man aber zum 8. Februar wieder mit neuen Demonstrationen der Opposition rechnen. Den genauen Anlass weiss ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es mit den muslimischen Riten und Montaseris Todestag zusammenhängt (40 Tage später?).

Montag, 1. Februar 2010

Imamausbildung an den Unis



Zeit wird's. Passend zum Thema Integration habe ich hier noch ein Interview mit Necla Kelek.

Religion an der Uni
Experten begrüßen Islam als Uni-Fach

Imam-Ausbildung an deutschen Hochschulen? Experten sehen in den Empfehlungen des Wissenschaftsrates dazu einen großen Fortschritt für die Integration


Die Forderung des Wissenschaftsrats, islamische Theologie als Fach an den deutschen Hochschulen zu verankern, stößt auf Zustimmung aus allen politischen Lagern. Zustimmend äußerten sich neben Grünen-Chef Cem Özdemir und SPD-Bildungspolitikern auch die muslimischen Verbände, die Türkische Gemeinde und mehrere CDU-Politiker, darunter Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) sagte dem Tagesspiegel: „Wir brauchen mehr Imame, die unserer Gesellschaft entstammen und an deutschen Universitäten ausgebildet werden. Imame, die ohne Deutschkenntnisse wie Diplomaten für wenige Jahre aus der Türkei einreisen und die deutsche Gesellschaft nicht kennen, passen nicht mehr in die Zeit einer modernen Integrationspolitik. Deshalb muss der Vorschlag des Wissenschaftsrats bald umgesetzt werden.“
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Der Wissenschaftsrat, das wichtigste Beratungsgremium zur Wissenschaftspolitik, wird am Montag seine Empfehlungen zur Reform der Universitätstheologie und Religionswissenschaft vorstellen. Die Einrichtung von Zentren islamisch-theologischer Forschung bezeichnet der Wissenschaftsrat darin als „vordringlich“ und schlägt vor, sie zunächst an zwei bis drei Universitäten einzurichten, die bereits über einen religionswissenschaftlichen Schwerpunkt verfügen.

Einen Durchbruch in der seit Jahren festgefahrenen Debatte um die Rolle des Islam im deutschen Religionsverfassungsrecht könnte der Vorschlag des Wissenschaftsrats für die Einbeziehung der muslimischen Religionsgemeinschaften selbst sein – das Grundgesetz schreibt dies vor. Das Gremium, in dem neben Hochschulpolitikern und Wissenschaftlern auch Vertreter des Bundes und der für die Kulturpolitik zuständigen Länder sitzen, schlägt dafür nämlich Beiräte vor, die die gesamte Breite des muslimischen Spektrums repräsentieren und jederzeit offen für Vertreter weiterer Richtungen sein sollen. Zudem soll sich an jeder Universität ein eigener Beirat bilden. Nach fünf Jahren werde man dann prüfen, welches Modell sich bewährt hat.

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