Ein Schiff voller Narren
Der Schriftsteller und die Gaza-Blockade: Henning Mankells Feldzug gegen Israel
Von Richard Herzinger
Henning Mankell wollte unbedingt an Bord sein, wenn eine Flottille aus acht mit Hilfsgütern und Hunderten von pro-palästinensischen Aktivisten (darunter Abgeordnete der deutschen Linkspartei) bepackten Schiffen die israelische Blockade des Gazastreifens von der See aus zu durchbrechen versucht. Die Situation in Gaza sei "entsetzlich", es gleiche einem "Freiluftgefängnis". Die Lage dort weise "erschreckend viele Parallelen mit Südafrika unter der Apartheid" auf, begründete der berühmte schwedische Krimiautor seine Teilnahme.
Dass Mankell gerade diesen Vergleich heranzieht, ist kein Zufall. Denn sein langjähriger Einsatz für die Belange Afrikas ist weltweit anerkannt. Bundespräsident Horst Köhler, dem der Kontinent ebenfalls am Herzen liegt, hielt im vergangenen Jahr eine Laudatio auf ihn, als er dafür in Osnabrück einen Preis erhielt. Pikant daran war allerdings: Kurz zuvor hatte Mankell drastisch deutlich gemacht, dass seine zweite Leidenschaft, die Verdammung Israels, keineswegs bloß von dem Mitgefühl für leidende Zivilisten in Gaza motiviert ist. Nicht nur die andauernde israelische Besetzung palästinensischer Gebiete - Gaza freilich wurde von den Israelis längst geräumt - hält Mankell für ein Unrecht, sondern die Existenz des Staates Israel an sich. Es gebe "keinerlei Gründe dafür", dass die Gründung des Staates Israel 1948 "eine völkerrechtlich legitime Handlung war", schrieb er nach einer Reise durch Israel und die Palästinensergebiete im vergangenen Sommer. Folgerichtig bedeute auch eine Zwei-Staaten-Lösung nicht, "dass die historische Besatzung aufgehoben wird". Die Frage sei nur noch, ob die Israelis "freiwillig einer Abwicklung des Apartheidstaates zustimmen werden. Oder ob es zwangsweise geschehen wird". Damit befindet sich Mankell in voller Übereinstimmung mit der radikalislamischen Hamas, die Gaza unter ihre Terrorherrschaft gebracht hat und in Wahrheit für die Notlage seiner Bürger verantwortlich ist. Denn sie braucht Gaza ausschließlich als Basis für die Verwirklichung ihres Endziels und somit der Vision Mankells: der Auslöschung Israels.
Was fanatische "Antizionisten" wie Mankell verschweigen: Israel blockiert den Gazastreifen keineswegs, um es "auszuhungern", sondern um Waffenlieferungen an die Hamas zu verhindern. Durch Hilfstransporte der UN ist die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet. Jedenfalls so weit, dass ein Vergleich der Lage in Gaza mit der in wirklich schlimmen humanitären Krisengebieten, etwa in Darfur oder Sri Lanka, völlig abwegig ist.
In keinem anderen Krisengebiet der Welt kümmert sich das UN-Flüchtlingshilfswerk im Übrigen so personal- und materialintensiv um Opfer von Krieg und Vertreibung wie in Palästina. Nebenbei: Welche Hilfs- und Solidaritätsorganisation hat es je der Erwähnung für würdig befunden, dass Israel seinerseits jahrzehntelang ein Flüchtlings-Aufnahmeland war - für die aus der arabischen Welt fast restlos vertriebenen Juden nämlich?
Dass sich die UN so intensiv um die Palästinenser kümmern, beginnt den islamischen Extremisten mittlerweile freilich lästig zu werden, fürchten sie doch um die totale Kontrolle über ihre Untertanen. Eine Gruppe Bewaffneter brannte vor einigen Tagen ein Sommerlager nieder, das von dem Hilfswerk UNRWA für palästinensische Kinder im Gazastreifen aufgebaut worden ist. Zuvor hatten sie den Wächtern des Lagers einen Drohbrief nebst vier Gewehrkugeln an den Leiter der UNRWA übergeben. Die Hamas streitet die Verantwortung dafür zwar ab, die von ihr geleitete Abteilung für die Rechte palästinensischer Flüchtlinge hatte dem Hilfswerk jedoch jüngst vorgeworfen, "mit kulturellen Mitteln in die Seelen palästinensischer Kinder einzudringen".
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Ein weltweiter Aufschrei der Empörung ist in Intellektuellenkreisen deswegen nicht zu erwarten. So wenig wie über die Tatsache, dass in Mankells Heimatland Schweden Übergriffe gegen Juden unter dem Vorwand der Palästina-Solidarität derart überhandgenommen haben, dass etwa in Malmö bereits jüdische Familien ihre Koffer gepackt haben. Nicht zuletzt durch das Gift "humanitär" getarnter antiisraelischer Hassparolen, wie sie Mankell verbreitet, fühlen sich die vorwiegend muslimischen Täter ermutigt. Dass Schriftsteller in ideologische Delirien verfallen, wenn sie sich ins Politische einmischen, ist kein neues Phänomen. Umso mehr ist Misstrauen angebracht, wenn literarische Reputation als Beleg höherer Glaubwürdigkeit eingesetzt wird.
Welt
Montag, 31. Mai 2010
Hilfskonvoi von Israelis abgefangen - 10 oder mehr Tote
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