Montag, 29. März 2010

Islam-Seminar: «Ohne Kopftuch hatte ich keine Chance»

Das Video ist sehr sehenswert, wenn auch schwer zu verstehen. Sogar Pierre Vogel, der deutsche Shootingstar in der Konvertiten-Szene, ist unter Geheimhaltung zu diesem Seminar angereist. Vor wenigen Monaten noch wurde ihm der Zutritt in die Schweiz verboten.

Islam-Seminar: «Ohne Kopftuch hatte ich keine Chance»

Am vergangenen Wochenende haben über 100 Muslime an einem Bildungsseminar des Islamischen Zentralrats Schweiz teilgenommen. «Schweiz aktuell» war mit zwei Journalistinnen im bündnerischen Disentis vor Ort. Sie wurden nicht mit offenen Armen empfangen. Die Journalistinnen wurden gezwungen, auf öffentlichem Grund ein Kopftuch zu tragen und wurden sogar beschimpft.


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Die Situation war alles andere als einfach beim dreitägigen Seminar in Disentis. Weil einer der Prediger mit frauenfeindlichen und gewaltbereiten Aussagen zitiert wurde und so in einem kritischen Licht erschien, stand das Schweizer Fernsehen plötzlich als «Hetzmedium» da. Es kam zur öffentlichen Beschimpfung.
zitat
«Weil ich als Journalistin und Frau ohne ein Kopftuch keine Chance hatte, habe ich eins angezogen.»
Rachel Honegger, Redaktorin «Schweiz aktuell»

«Ich war plötzlich dafür verantwortlich, dass manche Medien den Menschen die Worte im Munde umdrehen und Inhalte aus ihrem Kontext gerissen werden», sagt Redaktorin Livia Bättig im Rückblick.

Schwierige Arbeitsbedingungen

Die Interviews wurden deshalb von den Organisatoren des Islam-Seminars gefilmt. Damit wollten sie verhindern, dass aus ihrer Sicht etwas falsch dargestellt wird. «Die meisten Seminarteilnehmer wollten darum auch keine Interviews vor der Kamera geben», erklärt Bättig.

Von Organisatoren gefilmt

Offenbar kontrollierten die Organisatoren auch streng, was der Kameramann filmte. «Ein Schwenk zur Türe, hinter welcher die Frauen sitzen, war verboten», sagt die Redaktorin. Aufnahmen wurden nur nach langem Diskutieren und aus grosser Distanz bewilligt.

«Ich wurde in die Schranken gewiesen»

Auch «Schweiz aktuell»-Redaktorin Rachel Honegger stiess auf deutliche Ablehnung. Sie durfte den Raum, in dem das Seminar abgehalten wurde, während den Vorbereitungen nicht betreten. Honegger weist ausdrücklich darauf hin, dass der Raum öffentlicher Grund ist. Trotzdem bekam sie die Ablehnung zu spüren, weil sie kein Kopftuch trug. «Ich wurde in die Schranken gewiesen, während einem männlichen Journalisten-Kollegen keine Grenzen gesetzt wurden.»

«Weil ich als Journalistin und Frau ohne ein Kopftuch keine Chance hatte, habe ich eins angezogen», sagt die Journalistin. Nur so sah Honegger überhaupt eine Möglichkeit, ihre Arbeit halbwegs in Disentis machen zu können.

«Toleranz braucht es auf beiden Seiten. Dazu gehört auch, dass ich in meiner Rolle als Journalistin auf Schweizer Gemeindeboden ohne Kopftuch ungehindert arbeiten kann», sagt Honegger.

Tagesschau.sf.tv

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